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Unser Theaterstück im Jahr 1996:
"Die Spielverderber oder Das Erbe der Narren" von Michael Ende

Die Spielverderber "Die Spielverderber" vom Erfolgsautor Michael Ende sind (leider) fast völlig unbekannt. Dennoch - oder gerade deshalb - haben wir sie für die diesjährige Aufführung der Kirchenmäuse ausgewählt. Das Stück hat etwas ganz Besonderes an sich. Einerseits ist es ein ganz gewöhnlicher Fünf-Akter nach den klassischen Regeln des Theaters (wie man ihn wohlgemerkt von Michael Ende kaum erwartet hätte). Auf der anderen Seite fehlen jedoch nicht typische Ende’sche Elemente: Phantastisch, mystisch und stellenweise sogar bizarr sind hier treffende Adjektive. Dennoch wird auch derjenige nicht enttäuscht, der ein "normales" Theaterstück erwartet, denn die Mischung ist Michael Ende hervorragend gelungen.

Bei der Handlung hat sich Ende eines alten Motives bedient: Zehn grundverschiedene Leute werden zu einer Testamentseröffnung auf ein ungewöhnliches Schloß mit einem uralten Diener eingeladen. Seltsam ist jedoch, daß sich die Anwesenden untereinander nicht kennen - und vor allem, daß keiner den Verstorbenen gekannt hat. Noch mysteriöser wird die Sache, als der Notar das Testament eröffnet: Jeder erhält ein beschriebenes Stück Papier, welches ein Teil des eigentlichen Testaments ist. Wenn alle Erben ihre Anteile zusammenlegen, dann kann das Testament verlesen werden. Fehlt jedoch auch nur ein Teil, bleibt der Inhalt unverständlich.

Doch diese einfache Aufgabe wird für die Erben zum Problem. Mißtrauen kommt auf, man erbittet sich Bedenkzeit, bevor die Anteile zusammengelegt werden. So zögert sich die eigentliche Testamentseröffnung immer mehr hinaus und eine Lösung rückt immer weiter in die Ferne.



Aus dem Programmheft:

"Die Spielverderber oder Das Erbe der Narren" gehört sicher zu den unbekannteren Werken des Erfolgsautors Michael Ende. Es soll auch nicht verschwiegen werden, daß man die Uraufführung im Jahre 1967 in Frankfurt a.M. nicht gerade als durchschlagenden Erfolg bezeichnen konnte. Trotzdem haftet diesem Stück etwas ganz Besonderes an.

Ende selbst bezeichnete seine "commedia infernale" als ein zorniges Narrenspiel mit gleichnishaftem Charakter, mit dem er der Zeit den Spiegel vorhalten wollte. Das Stück sollte auf bescheidene Art dazu beitragen, den Weltuntergang zu verhindern - gemäß Brechts Aussage "Es geht mir nicht darum, meine Figuren auf der Bühne sehend zu machen, sondern den Zuschauer." Zur Darstellung der typischen Verhaltensmuster der Menschen seiner Zeit bediente sich Ende in diesem Stück des Themas einer Erbengemeinschaft, die unter mysteriösen Umständen vor die Wahl gestellt wird, entweder im Interesse aller Beteiligten zu handeln oder gemeinsam unterzugehen.

Zur Entstehungszeit des Stückes - die ersten Entwürfe stammen aus dem Jahr 1960 - wurde das Schlagwort "Ensembletheater" überall heiß diskutiert. Bei diesem sollte vor allem nicht mehr zwischen Haupt- und Nebenrollen unterschieden werden, alle Rollen sollten gleichwertig sein. Dafür war das Thema der "Spielverderber" geradezu ideal. Doch aus genau diesem Grund wurde das Stück in Deutschland nie wieder von Berufstheatern aufgeführt: Da es keine Hauptrolle enthält, fanden sich auch keine Hauptdarsteller dafür. Glücklicherweise ist das Stück aber bei Studentenbühnen und anderen Laientheatern gerade deshalb sehr beliebt.

Doch urteilen Sie selbst: Handelt es sich bei Endes Werk um eine "optimistische Parabel", ein "schwarzes Märchen" oder einfach nur um ein schönes Theaterstück?



Die Aufführungsrechte liegen bei:
Vertriebsstelle und Verlag Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten GmbH
Postfach 2045, 22810 Norderstedt, info@vertriebsstelle.de




Pressestimmen

Offenbach-Post, 8. November 1996

Kirchenmäuse machen Theater

Offenbach (mt) - Nach [einem] Musical dürfen sich Fans der Theatergruppe Kirchenmäuse auf ein Theaterstück freuen. "Die Spielverderber oder das Erbe der Narren" von Michael Ende, Erfolgsautor von "Momo" und "Die unendliche Geschichte", werden [...] im Saal der evangelischen Gustav-Adolf-Gemeinde [...] in Bürgel aufgeführt. Der Eintritt ist wiederum frei.

"Die Spielverderber", das ist ein klassischer Fünfakter, der Prädikate wie phantastisch, mystisch und bizarr verdient. Dennoch wird niemand enttäuscht, der ein "normales" Theaterstück erwartet. Es spielt in einem alten Schloß, in das ein Erblasser zehn grundverschiedene Leute eingeladen hat. Die haben eins gemeinsam: Sie haben den Verstorbenen nicht gekannt und kennen einander nicht. Das Erbe besteht aus einem Puzzlespiel. Jeder soll seinen Anteil mit denen der anderen zusammenlegen. Doch die Erben bitten um Bedenkzeit. Und so rückt die Lösung in immer weitere Ferne.

Letztes Jahr durften die Zuschauer Zeugen der Bandenkriege im Amerika der 60er Jahre werden, als die Kirchenmäuse im Broadway-Klassiker "West Side Story" über die Bühne wirbelten. [...]

1987 wurde auf Initiative von Pfarrerin Elke Neumann die "Konfi-Gruppe" gegründet. Unter ihrer Leitung kam das erste Stück zustande. Nachdem sie in eine andere Gemeinde wechselte, begann für die Gruppe eine neue Aufgabe: Wie leiten wir uns selbst? Nach anfänglichen Schwierigkeiten schaffte sie es, in der Gemeinde Fuß zu fassen. Kostüme, Choreographie, Regie, Kulisse, Requisiten, Bühnentechnik, Maske waren zu bewältigen. Mit viel Liebe fürs Detail arbeiteten die Kirchenmäuse zudem an zwei Theaterstücken, die von einem Mitglied geschrieben wurden.


Frankfurter Rundschau, 14. November 1996

Ein Happy-End fürs Publikum muß nicht sein

Die Kirchenmäuse spielen in Bürgel eine Gruselkomödie

Von Patricia Schwan

Sie nennen sich Kirchenmäuse und spielen Spielverderber - eine Theatergruppe aus Bürgel bringt heute im Saal der Gustav-Adolf-Gemeinde Michael Endes Stück Die Spielverderber oder Das Erbe der Narren auf die Bühne.

OFFENBACH. Wie man eine Komödie mit Humor würzt, hat er sich von Heinz Schenk und Liesel Christ abgeschaut. "Versprecher und Mißverständnisse" gehörten dazu, sagt der Student Rüdiger Bock von der Amateurtheatergruppe Kirchenmäuse. Vor einigen Jahren hat er selbst ein Stück für die 17köpfige Gruppe geschrieben. Bevor sie jetzt Michael Endes Gruselkomödie Die Spielverderber einstudierten, hatten sie sich auf ein anderes Genre eingelassen - das Musical.

[...] Mit Ausdauer und Engagement haben sich die Amateure zu einer beliebten Theatergruppe gemausert. Sie fingen als Konfirmandengruppe an, die unter der Leitung der Pfarrerin Elke Neumann-Hönig vor neun Jahren ein kleines Stück einübte.

[...] "Jeder kann seine eigenen Ideen einbringen", beschreibt Bock die Regieführung. Es gebe immer drei bis vier Leute, "die genauer hinschauen". Sich gegenseitig zu korrigieren, sei zu Beginn noch einfacher gewesen als jetzt: "Die Leute kennen sich besser, da fällt es schwerer, Kritik zu üben." Deshalb haben sich die Kirchenmäuse für ihr neues Stück Die Spielverderber von einem befreundeten Schauspieler beraten lassen.

Ralf Zunker hatte bei den Proben mehrere Wörtchen mitzureden. Er machte Vorschläge, wie sich der Diener Buldt, der Direktor Geryon, der Herumtreiber Nothaft, die Freifrau von Xanadu und all die anderen auf der Bühne bewegen sollen. Im Saal der Gustav-Adolf-Gemeinde ist die Kulisse für Die Spielverderber schon aufgebaut. Ein schauerliches Szenario begrüßt die Besucher. Darin hängt ein zerfetztes Leichentuch, eine Löwentrophäe reißt ihr Maul furchterregend auf und selbst der Kerzenständer mutet unheimlich an. Eine düstere Stimmung, die die Schauspieler dem Stück nicht nehmen wollen: "Das Publikum ist immer enttäuscht, wenn wir kein Happy-End haben", erzählt Rüdiger Bock, der den Diener Anton Buldt spielen wird. Am liebsten wäre es den Bürgelern gewesen, hätten die Kirchenmäuse selbst Bernsteins tragischem Klassiker West Side Story noch ein versöhnliches Finale angedichtet. Doch: "Da sind wir rigoros. Ein Happy-End nur des Publikums wegen - das muß nicht sein."

Auf einem Tisch im Gemeinderaum liegt eine fratzenhafte Gipsmaske, ein geheimnisvolles Utensil zu Endes Gruselkomödie. "Die Kulisse und die Requisiten haben wir auch selbst gemacht", erläutert Bock nicht ohne Stolz. Andreas Friedel und Gerrit Wiegand sind außer ihm dafür zuständig, den Theaterbetrieb am Laufen zu halten. Sie sägten und hämmerten an der Kulisse, tüftelten an der Licht- und Tontechnik und kümmerten sich um organisatorische Arbeiten. Doch das gesamte Ensemble sowie Freunde und Verwandte tragen ihren Teil zum Gelingen eines Stückes bei. "Da näht eine Mutter Kostüme und ein Vater macht Fotokopien", zählt Bock auf. Eins ist sicher: "Das Ganze funktioniert nur, wenn alle mithelfen."


Offenbach-Post, Heimatblatt für Bürgel und Rumpenheim, Dezember 1996

Gelungener Theater-Schritt

"Die Spielverderber" in der Gustav-Adolf-Gemeinde Erfolg für "Kirchenmäuse"

Offenbach (joe) - Die in Eigenregie der "Kirchenmäuse" erarbeitete Version des Stücks "Die Spielverderber" von Michael Ende wurde im Gemeindehaus der Bürgeler Gustav-Adolf-Gemeinde aufgeführt. Die "Kirchenmäuse", eine aus Konfirmanden entstandene Theatergruppe, blicken schon auf eine Vielzahl von erfolgreichen Produktionen zurück. So inszenierten sie in den vergangenen Jahren [Stücke wie] "West Side Story", die ihnen eine treue Fangemeinde eingebracht hat. [...]

"Die Kirchenmäuse" haben das Stück gekonnt inszeniert. Eine selbstgebautes Bühnenbild, welches das magische Haus treffend darstellt, und die zahlreichen Licht- und Toneffekte der Personen hinter den Kulissen machten den Besuch dieses Stücks empfehlenswert.

Das Stück "Die Spielverderber" dreht sich um die Testamentseröffnung in einem seltsamen Schloß. Elf Leute reisen an, um teilzunehmen: Ein Notar (Andreas Friedel), ein Versicherungsdirektor (Leonard Bär) mit Frau (Elke Kraft) und Kind (Stefanie Bliemel), ein Herumtreiber (Peter Eckert), eine ehemalige Raubtierdompteuse (Sabine Zdrzalek), eine Bäuerin (Martina Reddersen), ein Spülmädchen (Claudia Treisch), eine Lehrerin (Silke Balzer), ein Knastbruder (Lars Wehmeyer) und ein General (Sven Gast).

Das Absurde an dieser Situation ist, daß keiner den Verstorbenen Johannes Philadelphia kannte. Ein alter Butler (Rüdiger Bock) des ehemaligen Hausherren bewirtet die Gäste. Der Notar übergibt jedem der zehn Erben einen Abschnitt des Testaments. Der Inhalt kann nur durch das Zusammenlegen aller Teile gelesen werden.

An dieser vermeintlich einfachen erscheinenden Aufgabe, scheitern die Erben bis zum Ende des Stücks. Durch gegenseitigem Mißtrauen, Lügen, Intrigen und Haß wird die Situation in dem Schloß immer unheilvoller. Man verkauft gefälschte Anteile und schließt Koalitionen untereinander. Der naive und ehrliche Herumtreiber beteiligt sich an diesem Spiel als Einziger nicht.

Durch einen Gewehrschuß, ausgelöst durch aller Erben Habgier, stirbt er. Zuvor verkündet er den Inhalt des Testaments, den ihm der Notar verraten hat: Das uneigennützige Zusammenlegen der einzelnen Teile selbst ist der Inhalt des Testaments - das Miteinander ohne Vorbehalte ist ein Vermächtnis, das wertvoller als alle Reichtümer ist. Doch auch in Anbetracht dessen können die Feindschaften nicht aufgelöst werden. Nun im Haus eingesperrt, verstricken sich alle nur noch mehr in ihrer Gier und Habsucht. Zuletzt geht das Haus mit seinen Gefangenen in Flammen auf.

Die im Stück dargestellten Charaktere sollen nach Michael Ende nicht differenziert gezeigt werden, sondern sind allgemeine Typen, die uns im Leben immer wieder begegnen. Alle Personen geben sich in diesem Stück ihrer Habgier hin, nur der Herumtreiber nicht: er ist einfältig, ein Narr. Doch genau dieser comiclesende, ungebildete und ehrliche Mensch versteht die einfachen Worte des Testaments, auch ohne sie gelesen zu haben: "Sie sagen, ich sei ein Narr. Vielleicht muß man ein Narr sein, damit man das da (das Testament) versteht."


Vertriebsstelle und Verlag Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten,
"aktuell und neu im Katalog", Frühjahr 1997

Im Repertoire

Die Spielverderber

oder Das Erbe der Narren
Eine komische Tragödie von Michael Ende

Die Kirchenmäuse Bürgel haben die "Spielverderber" gekonnt inszeniert. Es dreht sich um die Testamentseröffnung in einem seltsamen Schloß. Elf Leute reisen an, um teilzunehmen. Das Absurde an dieser Situation ist, daß keiner den Verstorbenen Johannes Philadelphia kannte. Der Notar übergibt jedem der Erben einen Abschnitt des Testaments. Der Inhalt kann nur durch das Zusammenlegen aller Teile gelesen werden. An dieser vermeintlich einfach erscheinenden Aufgabe scheitern die Erben. Durch gegenseitiges Mißtrauen, Lügen, Intrigen und Haß wird die Situation in dem Schloß immer unheilvoller...

Offenbach-Post; 16.11.1996



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Bild 1    Noch ist im alten Schloß des verstorbenen Johannes Philadelphia alles in Ordnung. Gerade treffen die ersten Erben ein und so lernen sich Ninive Geryon und der naive Herumtreiber Sebastian Nothaft kennen.

Der alte Diener Anton Buldt begrüßt die zehn eingeladenen Erben, hier den General Markus Schweler, Ninive Geryon sowie die Lehrerin Klara Dunkelstern.    Bild 2

Bild 3    Alexandra Freifrau von Xanadu läßt sich von Anton Buldt ein nächtliches Mahl servieren. Dabei erscheint der Notar Dr. Leo Arminius.

Buldt soll im Auftrag des Versicherungsdirektors das komplette Verzeichnis über alle Einrichtungsgegenstände des Schlosses vom Speicher holen, das Hunderte von Bänden umfaßt.    Bild 4

Bild 5    Die blinde Bäuerin Anna Fenris, die in ihrem Leben viel ertragen mußte, gewinnt während der Nacht das Vertrauen des einfältigen Spülmädchens Paula Olm.

Der Knastbruder Jakob Nebel, gerade erst "rektal aus dem Gefängnis entlassen" hat so seine eigenen Vorstellungen davon, wie er an seinen Teil des Erbes kommt.    Bild 6

Bild 7    Die ansonsten so realistisch denkende Lehrerin verliert für einen Augenblick die Kontrolle über sich und träumt von einem Leben in Reichtum.

Plötzlich sind alle Farben im Schloß verschwunden. Anna Fenris hat sich verändert und kommandiert Paula und Buldt nur noch herum.    Bild 8

Bild 9    Der Versicherungsdirektor Egon S. Geryon sowie seine Gattin Elsbeth machen sich ernstlich Sorgen um Buldt, der - wie das Schloß auch - zunehmend verfällt.

Selbst der sonst so besonnene Notar dreht langsam aber sicher durch.    Bild 10

Bild 11    Das Finale: Plötzlich steht das Schloß, in dem die Erben eingesperrt sind, in Flammen. Jeder weist jedem die Schuld für die tragische Situation zu.

Geschafft! Der Vorhang ist gefallen, nachdem das Schloß mitsamt seinen Bewohnern untergegangen ist.    Bild 12

© für alle Bilder: Theatergruppe Kirchenmäuse



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Letzte Änderung: 19.06.2008