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2001 konnten Sie bei uns eine Premiere erleben: Erstmalig haben ein Stück ein zweites Mal auf die Bühne gebracht. Fünf Jahre war es her, dass wir "Die Spielverderber" schon einmal gespielt hatten - eine lange Zeit. Seitdem hatte sich viel verändert: Manche hatten unsere Gruppe verlassen, andere waren dazugekommen, wir hatten uns insgesamt weiterentwickelt. Und so wagten wir uns in einer komplett neu inszenierten Fassung noch einmal an die "Commedia Infernale" von Michael Ende - das eindeutig anspruchsvollste und aufwändigste Stück, das wir je gespielt haben.
Aus dem Programmheft: Jim Knopf. Momo. Die unendliche Geschichte. Wer kennt sie nicht, diese großen Klassiker des leider viel zu früh verstorbenen Autors Michael Ende? Aber hat schon jemand von den „Spielverderbern“ gehört? Wenn ja, dann nur durch Zufall. Richtig bekannt geworden ist dieses ungewöhnliche Theaterstück nie. Das rührt wohl daher, dass seine Uraufführung 1967 an den Frankfurter Bühnen in einem wahren Fiasko endete. Kritiker wie auch Publikum zerrissen es in der Luft, warfen ihm Pessismismus und eine schwer verständliche Handlung vor. Des Weiteren hatte der Regisseur scheinbar vom Bühnenbild bis hin zur Besetzung alles falsch gemacht, was man bei einer Inszenierung nur falsch machen konnte. Kaum jemand schien verstanden zu haben, dass der Autor der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten wollte, und das in Form der zehn Erben als Verkörperung verschiedener Typen in der Bevölkerung. Jeder Zuschauer sollte sich auf der Bühne wieder finden und zum Nachdenken über die eigenen festgefahrenen Handlungsweisen angeregt werden. Der stellenweise komödienhafte Tonfall sollte zum Lachen bringen, doch im nächsten Augenblick sollte einem eben dieses Lachen im Halse stecken bleiben, wenn die Katastrophe unausweichlich immer näher kommt. Seit jener vernichtenden Uraufführung hat sich nie wieder ein Berufstheater an das Stück heran gewagt, dafür ist es bei Studenten- und Schülerbühnen umso beliebter. Da es um Menschen geht, und nicht um Ereignisse, bleibt es zeitlos aktuell, auch nach weit über dreißig Jahren. Leider hatte Michael Ende bis zu seinem Tod 1995 nie das Gefühl, eine Aufführung zu erleben, die seiner Meinung nach dem Stück gerecht wurde.
Zehn grundverschiedene Leute werden zu einer Testamentseröffnung auf ein ungewöhnliches Schloss mit einem uralten Diener eingeladen. Seltsam ist jedoch, dass sich die Anwesenden untereinander nicht kennen - und vor allem, dass keiner den Verstorbenen gekannt hat. Noch mysteriöser wird die Sache, als die Notarin das Testament eröffnet: Jeder erhält ein beschriebenes Stück Papier, welches ein Teil des eigentlichen Testaments ist. Wenn alle Erben ihre Anteile zusammenlegen, dann kann das Testament verlesen werden. Fehlt jedoch auch nur ein Teil, bleibt der Inhalt unverständlich. Doch diese einfache Aufgabe wird für die Erben zum Problem. Misstrauen kommt auf, man erbittet sich Bedenkzeit, bevor die Anteile zusammengelegt werden. So zögert sich die eigentliche Testamentseröffnung immer mehr hinaus und eine Lösung rückt immer weiter in die Ferne. |
Offenbach-Post, 26. April 2001Zehn Personen suchen ein Erbteil"Kirchenmäuse" wiederholen "Spielverderber"Bürgel (mk) · Dieses Jahr gibt's bei den "Kirchenmäusen" eine Premiere. Das ist für eine Theatergruppe nichts Neues? Doch, für die Bürgeler in diesem Fall schon: Erstmals hat sich die Gruppe entschlossen, ein Stück ein zweites Mal auf die Bühne zu bringen. Fünf Jahre ist es her, dass "Die Spielverderber" gespielt wurden. Im Herbst 2001 folgt eine Neuauflage. Grund: Seit 1996 hat sich einiges verändert. Manche haben die Gruppe verlassen, andere sind dazugekommen. Kurz: Man hat sich weiterentwickelt. So wagen sich die "Mäuse" nochmals an das Stück - "das eindeutig das anspruchsvollste und aufwendigste war, das wir je gespielt haben". Zuschauer dürfen sich im November auf eine komplett neu inszenierte Fassung dieser "Commedia Infernale" aus der Feder von Michael Ende freuen - mit neuem Bühnenbild, neuen Effekten und Ideen und insgesamt neun Neu- und Umbesetzungen bei den Schauspielern. "Die Spielverderber", das ist ein klassischer Fünfakter, der Prädikate wie fantastisch, mystisch und bizarr verdient. Dennoch wird auch niemand enttäuscht, der ein "normales" Theaterstück erwartet. Es spielt in einem alten Schloss, in das ein Erblasser zehn grundverschiedene Leute eingeladen hat. Die haben nur eins gemeinsam: Sie. haben den Verstorbenen nicht gekannt und kennen einander nicht. Das Erbe besteht aus einem Puzzlespiel. Jeder soll seinen Anteil mit denen der anderen zusammenlegen. Doch die Erben bitten um Bedenkzeit. So rückt die Lösung in immer weitere Ferne. 1987 wurde auf Initiative von Pfarrerin Elke Neumann die "Konfi-Gruppe" gegründet: Unter ihrer Leitung kam das erste Stück zustande. Nachdem sie in eine andere Gemeinde gewechselt war, begann für die Gruppe eine neue Aufgabe: Wie leiten wir uns selbst?
Nach anfänglichen Schwierigkeiten schaffte sie es, in der Gemeinde Fuß zu fassen. Kostüme, Choreografie, Regie, Kulisse, Requisiten, Bühnentechnik, Maske waren zu bewältigen. Mit viel Liebe fürs Detail arbeiteten die "Kirchenmäuse" zudem an zwei Theaterstücken, die ein Mitglied eigens geschrieben hatte.
Offenbach-Post, 24. November 2001Kirchenmäuse wagten sich mit Erfolg an sehr komplizierten Bühnen-StoffHeute Abend, 19.30 Uhr, nochmals Aufführung in der Gustav-Adolf-Gemeinde BürgelOffenbach (knö) - Zehn Personen bei einer Testamentseröffnung, ein undurchsichtiger Diener, eine Notarin und ein wahrhaft lebendiges Schloss: Erfolgsautor Michael Ende versucht in seiner Gesellschaftskritik "Die Spielverderber oder das Erbe der Narren" dem Publikum einen Spiegel vorzuhalten. Dass sein Theaterwerk "die Spielverderber" nie wirklich bekannt wurde, lag wahrscheinlich daran, dass die erste professionelle Aufführung auf den Frankfurter Bühnen in einem Fiasko endete. Nun versuchten sich die Laienschauspielergruppe "Kirchenmäuse" nach einer Aufführung im Jahr 1996 zum zweiten Mal an dem komplizierten Ende-Stoff. In nahezu gleicher Besetzung, aber mit einem neuen Bühnenbild, standen die Amateur-Schauspieler zur Premiere auf der Bühne im Gemeindesaal der Gustav-Adolf-Gemeinde in Bürgel. Moderner, bunter und professioneller sind die Kirchenmäuse geworden. Cathrin Conrads ist in der Rolle der jungen Mädchens Ninive Geryon zu sehen. Ihr Vater Egon wird von Andreas Friedel gespielt und Sabine Peppermüller hat die Rolle der Elsbeth Geryon. Außerdem spielen Sabine Zdrzalek, Silke Friedel, Claudia Treisch, Christiane Berker, Elke Kraft, Sven Gast, Rüdiger Bock, Jaro Wolters und Alexander Lühn. Wie immer bei den Kirchenmäuse ist die ungewöhnlich gute Kulisse und Arbeit bei der Technik aufgefallen. Die Geschichte: Das Stück dreht sich um den letzten Willen des verstorbenen Johannes Philadelphia. Zehn Erben und die Notarin (Silke Friedel) reisen in das Schloss des Erblassers zur Testamentseröffnung. Das Absurde: keiner der Angereisten kannte den Toten. Der alte Butler des Hausherren versorgt die Gäste und gibt vereinzelt Auskünfte über dessen Person und Leben. Die Notarin übergibt jedem der Erben einen Teil des Testaments. Es werden gefälschte Anteile verkauft und Koalitionen untereinander geschlossen. Lediglich ein naiver Herumtreiber (Jaro Wolters) beteiligt sich nicht an diesem Spiel. Durch ein Unglück stirbt er. Mit in den Tod nimmt er das Geheimnis um das Erbe, das ihm die Notarin anvertraut hat.
Andreas Friedel überzeugte schon vor fünf Jahren in der Rolle des Notars und stand nun als egozentrisch veranlagter Versicherungsdirektor Egon Geryon seinen Mann. Rüdiger Bock behielt seine Paraderolle als alter Butler und konnte auch bei der zweiten Spielverderber-Premiere die Sympathie der Zuschauer für sich gewinnen. Der Herumtreiber war mit Jaro Wolters (ehemals Peter Eckert) neu und gut besetzt. Der General (Sven Gast) spielte seine Rolle wie eh, und Freifrau von Xanadu (Sabine Zdrzalek) gefiel. Wem das Stück oder die Aufführung von 1996 nicht bekannt sind, wird von den modernen Ansätzen begeistert sein. Heute, 19.30 Uhr, folgt eine weitere Aufführung.
Vertriebsstelle und Verlag Deutscher Bühnenschriftsteller und
Bühnenkomponisten,
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Ninive Geryon Cathrin Conrads |
Egon S. Geryon Andreas Friedel |
Elsbeth Geryon Sabine Peppermüller |
Sebastian Nothaft Jaro Wolters |
Alexandra Freifrau von Xanadu Sabine Zrdzalek |
Dr. Lea Arminius Silke Friedel |
Anton Buldt Rüdiger Bock |
Anna Fenris Claudia Treisch |
Paula Olm Christiane Berker |
Klara Dunkelstern Elke Kraft |
Markus Schweler Sven Gast |
Jakob Nebel Alexander Lühn |
Souffleuse Miriam Herget |
Kulisse und Technik Gerrit Wiegand |
Kulisse und Technik Sören Gast |
Beleuchterin Martina Reddersen |
© für die Fotos: Eveline Conrads, Offenbach
Ninive Geryon Cathrin Conrads |
Elsbeth Geryon Sabine Peppermüller |
Egon S. Geryon Andreas Friedel |
Alexandra Freifrau von Xanadu Sabine Zrdzalek |
Sebastian Nothaft Jaro Wolters |
Dr. Lea Arminius Silke Friedel |
Anton Buldt Rüdiger Bock |
Anna Fenris Claudia Treisch |
Paula Olm Christiane Berker |
Klara Dunkelstern Elke Kraft |
Jakob Nebel Alexander Lühn |
Markus Schweler Sven Gast |
Johannes Philadelphia (?) |
© für die Live-Portraits: Theatergruppe Kirchenmäuse / Steffen Kuhn
Im Schloss des verstorbenen Johannes Philadelphia erwartet die zehn angereisten Erben - hier die Lehrerin Klara Dunkelstern, das Spülmädchen Paula Olm und die blinde Bäuerin Anna Fenris - eine Überraschung: Jeder erhält nur einen Umschlag mit einem Stück Papier. Alle diese Anteile zusammen ergeben das eigentliche Testament. |
Gespannt lauscht auch der Herumtreiber Sebastian Nothaft den Worten der Notarin Dr. Lea Arminius. Doch es kommt gegenseitiges Misstrauen auf und so werden die Anteile nicht sofort zusammengelegt. |
Alexandra Freifrau von Xanadu lässt sich von Anton Buldt in der darauf folgenden Nacht beim Essen bedienen. Dabei erzählt der alte Diener über das ungewöhnliche Schloss und seinen wundersamen verstorbenen Herrn. |
Inzwischen sind alle Farben aus dem Schloss verschwunden. Der Versicherungsdirektor Egon S. Geryon will den Wert des Schlosses schätzen und quält sich dazu durch hunderte von Büchern mit abstrusen Inventarlisten. |
Der Knastbruder Jakob Nebel versucht auf seine Weise, seinen Anteil vom Testament zu erhalten, indem er mehreren Erben gefälschte Anteile verkauft. |
Der Bäuerin, die in ihrem Leben viele negative Erfahrungen gesammelt hat, ist die ganze Angelegenheit ziemlich suspekt: Sie glaubt nicht an eine Erbschaft. Ihre Rolle als vertrauenswürdige Person verschafft ihr jedoch mit der Zeit eine gewisse Macht, die sie mehr und mehr ausnutzt. |
Die Stimmung zwischen Elsbeth Geryon und ihrer Tochter Ninive wird zunehmend kühler, als Ninive klar wird, auf welchen Werten der Erfolg ihrer Eltern beruht. |
Da eine Lösung weiterhin nicht in Sicht ist, will der General Markus Schweler mit harter Hand und dem Gewehr der Baronin das Zusammenlegen der Anteile erzwingen. Es kommt zu einer Rangelei, in der Sebastian tödlich verwundet wird. |
Die Notarin hat dem im Fieberwahn liegenden Sebastian den Inhalt des Testamentes verraten: Das eigentliche Erbe wäre die Fähigkeit der Erben gewesen, das Testament ohne Streit, Misstrauen oder Hass zusammenzulegen. |
Sebastian verkündet den übrigen Erben kurz vor seinem Tod, was er von der Notarin erfahren hat. Doch er bleibt der einzige, der das gewaltige Geschenk Philadelphias versteht. |
Als die Erben die Notarin auf Sebastians Worte ansprechen, schwört diese den Meineid, ihm niemals etwas vom Inhalt des Testaments gesagt zu haben. |
Das Schloss ist zusammen mit dem alten Diener inzwischen völlig verfallen. Die Erben sind in Panik und kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Nur die Baronin, die dem Tod schon einige Male gegenübergestanden hat, bleibt ruhig. |
Während das Schloss schon in Flammen steht, soll als letzter Versuch in einer Verhandlung der wahre Schuldige für die Katastrophe ermittelt werden. Doch es ist zu spät: Das Haus geht mitsamt seinen Bewohnern unter. |
"Ende" gut - alles gut. Langsam tauchen aus dem Rauch die Schauspieler wieder auf. |
© für die Szenen-Bilder: Theatergruppe Kirchenmäuse / Steffen Kuhn
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