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("There Goes The Bride", deutsche Bearbeitung von Alfons Höckmann)
Illustrationen: © Colourbox.de / Varvara Gorbash, © freepik.com
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Wie wäre es dieses Jahr mal wieder mit einer völlig überdrehten Komödie aus der Feder der Erfolgsautoren Ray Cooney und John Chapman? Bitte sehr, hier ist sie: Am Hochzeitsmorgen seiner Tochter stößt sich Timothy Westerby den Kopf an der Tür und hat daraufhin eine Halluzination: Sie heißt Polly und ist ein tanzendes und singendes Charleston-Girl. Timothy verliebt sich Hals über Kopf in sie und schwebt auf Wolke sieben. Der Rest der Hochzeitsgesellschaft beginnt zu Recht, an seinem Verstand zu zweifeln - allen voran seine Frau. Pikante und groteske Situationen sind ebenso die Folgen wie eine völlig aufgelöste Braut und ein vor Wut explodierender australischer Schwiegervater. Es spielen mit: Rüdiger Bock, Andreas Friedel, Sabrina Grab-Achard, Christiane Hofmann, Elke Kraft, Alexander Lühn, Rita Ratzke und Jaro Wolters.
Aufführungen am 22., 23. und 24. November 2018 |
Offenbach-Post, 24. November 2018Hochzeit versinkt im ChaosBürgeler Theatergruppe Kirchenmäuse überzeugt mit wahnwitziger Briten-KomödieVon Harald H. Richter OFFENBACH · Wer selbst schon geheiratet hat, weiß, dass eine Eheschließßung zwar ein wundervolles Ereignis ist, jedoch auch die eine oder andere unliebsame Überraschung bereithalten und zu heillosem Chaos führen kann. Den Beweis dafür liefert die Bürgeler Theatergruppe Kirchenmäuse mit "Und das am Hochzeitsmorgen". Telefonisch beklagt der australische Schwiegervater Charles Babcock (Alexander Lühn) seine fälschliche Unterbringung in einem Stundenhotel anstatt, wie geplant, in der Nobelherberge. Das Brautkleid der jungen Judy Westerby (Christiane Hofmann) platzt aus den Nähten. Die Präsentation der jüngsten Kampagne ihres Vaters, des Werbemanagers Timothy Westerby (Rüdiger Bock), und seinem Teilhaber Bill Shorter (Andreas Friedel) über Büstenhalter sorgt für schlüpfrige Wortspiele: "Wir schaffen es, den Look des BH zu heben!" Turbulenzen im Hause Westerby sind auch Brautmutter Jane (Elke Kraft) und Großmutter Daphne (Rita Ratzke) ausgesetzt. Obendrein hadert Opa Gerald Drimmond (Jaro Wolters) mit steifem Hemdkragen und viel zu bunten Socken. Aber es kommt noch schlimmer. Als Brautvater Timothy mit dem Kopf gegen eine Tür knallt, löst das bei ihm eine Halluzination aus. Ihm - und zwar nur ihm - erscheint ein verführerisches Charleston-Girl aus den 1920ern namens Polly Perkins (Sabrina Grab-Achard) und bringt ihn scheinbar um den Verstand. Je überdrehter die Komödie, umso mehr Kunst braucht es, um das Publikum zu überzeugen. Das freilich gelingt den acht Mimen der Theatergruppe Kirchenmäuse im Zweiakter "Und das am Hochzeitsmorgen" der Briten Ray Cooney und John Chapman, der am Donnerstagabend im renovierten evangelischen Gemeindehaus in Bürgel Premiere hat. Das Bühnenbild von Peter Ratzke - ein stilvoller Wohnraum nebst üppig gefüllter Bar mit zwei Abgängen und einem Fenster - ist Kulisse für nicht enden wollende Verwicklungen. Das Ensemble serviert den komödiantischen Cocktail von skurriler Fantasie und kleinen Tücken, die das Leben in jedermanns Dasein bereithält, erfrischend vergnügt. Gerrit Wiegand sorgt für den reibungslosen technischen Ablauf. Die Komödien des Autorenduos sind bekannt für spitze Dialoge, zuweilen schwarzen Humor und vor allem viel Text. Besonders der einstündige erste Aufzug des Stückes verlangt dem Ensemble einiges ab. Gelegentliche Texthänger sind jedoch verzeihlich, und dank Natascha Friedrichs Flüsterhilfen dem Dialogfluss kaum hinderlich. Im zweiten Akt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf, befeuert durch die Gesangs- und Tanzeinlagen des im Stil von Ginger Rogers und Fred Astaire auftretenden Pärchens, dessen weibliche Hälfte niemand sieht. Man fühlt sich an den Filmklassiker "Mein Freund Harvey" erinnert, bei dem ein Mann von einem unsichtbaren großen weißen Hasen heimgesucht wird. Nur dass es sich hier um ein Revuegirl im knallroten Fransenkleid und mit Federboa handelt. Dem Publikum bieten sich pikante und groteske Situationen, in die sich die Protagonisten verstricken. Eine hübsche Braut etwa, deren Träume vom schönsten Tag im Leben nicht wie bunte Seifenblasen zerplatzen, sondern eher wie mittelgroße Bomben, und ein ohne Unterlass "mit einem Nichts" flirtender Brautvater. "Hochzeit ist, wenn die Sonne zwitschert und die Vögel scheinen", lässt sich selbst die ansonsten würdevoll daherkommende Großmutter Daphne leicht verwirrt vernehmen. Die Begriffsstutzigkeit des alterskindlichen Opas und seine Nachahmungsfreude von komischen Momenten eröffnen eine weitere Spielebene. Am Ende all der Eheschließungsturbulenzen fragt man sich nur: Wer ist eigentlich der dazugehörige Bräutigam? Eine Antwort darauf werden auch die beiden Aufführungen am heutigen Samstag um 15 und 19.30 Uhr nicht geben können - dafür wird dem Publikum ein famoses Komödienchaos mit viel Wortwitz und Situationshumor geboten.
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© für die Fotos: Eveline Conrads, Offenbach
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